Windkraft bei Wriezen
Proteste gegen Windpark – was ein prominenter Naturschützer dazu sagt
Helga und Dagmar haben an der Veranstaltung, die von der Bürgerinitiative „Gegenwind Altgaul“ am 15.09.2023 initiiert wurde, teilgenommen. Hier ein Beitrag der MOZ, die den Tenor der Veranstaltung sehr gut wiedergibt.
Ein Artikel der MOZ vom 21.09.2023
Windradbau: Wie hier, zwischen Herzhorn und Prädikow, wird es auch bei Altgaul aussehen.© Foto: Thomas Berger
Die Umweltgerechte Kraftanlagen GmbH & Co KG (UKA) aus Cottbus plant bei Wriezen zwischen Rathsdorf, Altgaul, Biesdorf, Lüdersdorf und Altranft den Bau von neun Windkraftanlagen. Das Unternehmen plant auf einer 183 Hektar überwiegend landwirtschaftlich genutzter Fläche den Bau von neun Windkraftanlagen, die jeweils eine Gesamthöhe von 270 Metern haben werden und die nach Darstellung des Unternehmens insgesamt „50.000 Dreipersonenhaushalte mit Strom versorgen könnten“.
Gegen die Zerstörung des Landschaftsbildes wendet sich die Bürgerinitiative „Gegenwind Altgaul“, die sich gegründet, als das Vorhaben im April erstmals bekannt wurde.
Stadtverordnete von Wriezen fassen Aufstellungsbeschluss
Denn die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Wriezen hatte mehrheitlich der Aufstellung eines Bebauungsplans für den Windpark zugestimmt, der die Planung des Vorhabens einleitet. Am Ende des Verfahrens, das noch am Anfang steht, kann das Baurecht hergestellt werden.
Die Bürgerinitiative hat mit Professor Michael Succow, Träger des Alternativen Nobelpreises, einen prominenten Unterstützer gewonnen. Der 82-Jährige spricht sich zwar nicht explizit gegen die Windkraft aus, kennt aber das Gebiet, in dem der Windpark errichtet werden soll, wie seine Westentasche. Succow ist in Lüdersdorf aufgewachsen und hat nach eigenen Angaben als 13-Jähriger die Gegend durchstreift und seine Leidenschaft für die Natur entwickelt.
Prominenter Naturschützer: Prof. Michael Succow bei einer Veranstaltung der „Bürgernitiative Gegenwind Altgaul“ in Wriezen.
© Foto: Steffen Göttmann
Information statt politischer Diskussionen
Die Bürgerinitiative hatte den Wissenschaftler am 15. September in die Aula der Evangelischen Johanniter-Schulen in Wriezen eingeladen.
„Wir wollen keine politische Diskussion oder Auseinandersetzung, sondern nur informieren“, erklärte Detlef Malchow, Ornithologe und Naturschützer aus Bad Freienwalde, der die Veranstaltung mitorganisiert hatte.
Bewusst aufs Land gezogen
„Ich wählte meinen Lebensraum auf dem Land ganz bewusst, weil ich dessen Qualitäten schätze und für mein Wohlbefinden brauche“, erklärte Eberhard Grote aus Altgaul und Gründer der Bürgerinitiative. „Technische Einrichtungen und ihre Auswirkungen, die zum Beispeil nicht mehr Lärm erzeugen, als eine mittelmäßig befahrene Stadtstraße, gehören für mich nicht zu diesen Qualitäten“, führte er weiter aus. Grote, der von seinem Haus am Rande Altgauls auf eine hügelige Landschaft blickt, wird den Windpark in voller Ausdehnung erleben.
Moore speichern 30 Prozent des Kohlendioxids
Succow, der als Begründer der Biosphärenreservate gilt, hat vor allem zu Mooren geforscht, die 30 Prozent des Kohlendioxids speichern. Sein Steckenpferd ist daher, das Wasser in der Landschaft zu halten und die Erosion zu vermeiden.
Seine Initiative richtet sich vor allem gegen die intensiv betriebene Landwirtschaft, die auch in wirtschaftlichen Zwängen steckt und die Landschaft, so wie er sie erlebte, verändert hat. Durch die erneuerbare Energie erfährt die Landschaft eine weitere Veränderung. Dabei ließ er nicht unerwähnt, dass viele Feldfrüchte nur noch für die Produktion von Biogas angebaut werden.
Massiver Rückgang an Vogelarten
Succow berichtete über den massiven Rückgang an Vogelarten gegenüber den fünfziger und sechziger Jahren, die er in dem betroffenen Gebiet beobachtet hat. Viele von ihnen wie Großtrappen und Schwarzstörche, Steinkauz, Schleiereule und viele andere seien ganz verschwunden.
Dass auch Windräder zur Todesfalle für Vögel und Fledermäuse werden können, erwähnte Succow nicht. Er warnte indes vor der Erosion in dem Gebiet.
Steppenlandschaft mit wogendem Federgras
„Eine Landschaft, die das Grundwasser behält, ist für mich das wertvollste Gut“. Für die Landschaft, in der der Windpark entstehen soll, wünscht er sich eine Steppenlandschaft mit wogendem Federgras. Den Landbesitzern, die auch von der Pacht der Landwirte und Windkraftinvestoren gut leben, schrieb er ins Stammbuch: „Geld ist vermehrbar, aber nicht die Landschaft.“
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