Neues Windpark-Projekt – werden weitere Windräder gebaut?

Dieser Beitrag der MOZ gibt einen Vorgeschmack auf das, was uns im Regionalgebiet Uckermark-Barnim zukünftig erwarten wird: Zubau von Windkraftanlagen in jeder noch verfügbaren Ecke!

MOZ 10.11.2023

https://www.moz.de/lokales/bad-freienwalde/windkraft-in-proetzel-neues-windpark-projekt–werden-weitere-windraeder-gebaut-72193363.html

Die Gemeinde Prötzel zwischen Strausberg und Wriezen hat bereits einen gerade erweiterten Windpark. Ein Projektentwickler hat jetzt ein weiteres Vorhaben präsentiert. Gibt es bald abermals Zuwachs?

Windpark Prötzel: Um mehrere Anlagen wurde er gerade erst ausgedehnt. Kommen nun noch weitere hinzu?© Foto: Thomas Berger

Es ist nicht der erste Fall, dass sich eine Firma mit einem weiteren Windparkprojekt in Prötzel der Öffentlichkeit vorgestellt hat. An die 50 Interessierte drängten sich zur Einwohnerversammlung am 7. November in der Baracke Harnekop auf den Plätzen. Bei dem Termin hat das Unternehmen ENP Energieplan GmbH sein Vorhaben präsentiert. Die Stimmung im Saal dazu war eindeutig.

Bisher elf Windräder hatte die Gemeinde Prötzel am westlichen Rande des Naturparks Märkische Schweiz auf einer Freifläche zwischen den Ortsteilen Prädikow, Prötzel und dem benachbarten Herzhorn. Erst unlängst wurden neun weitere Anlagen, teilweise am Waldrand, zwischen Prötzel und Sternebeck installiert. Und Planungen laufen bereits durch Flächeneigentümer Stephan Prinz zur Lippe für einen Windpark im Wald zwischen Sternebeck und Harnekop – maximaler Platz wäre für bis zu zwölf Anlagen, nach bisherigen Erörterungen dürften es real weniger werden.

Neue Windräder für Prötzel: Klar ablehnendes Stimmungsbild

ENP-Geschäftsführer Lutz Werner, gemeinsam mit einem Mitarbeiter nach Harnekop gekommen, hatte keinen einfachen Stand. Dass selbst für Menschen, die der Herausforderung Energiewende prinzipiell verständnisvoll gegenüberstehen, in ihrem Heimatort das Maß des Erträglichen bereits erreicht ist, wurde schon bei ersten Nachfragen zum Vortrags deutlich. Noch klarer kam die Kritik bei der anschließenden Aussprache zum Tragen.

Firma hat Projekte in mehreren Bundesländern

ENP Energieplan, so Werner, ist ein Projektentwickler, der Vorhaben im Bereich erneuerbare Energien – Windkraft und Photovoltaik – vorrangig in Brandenburg, aber auch in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen umsetzt. Die Firma ist Mitglied im Bundesverband WindEnergie und Trägerin des Siegels Partner für faire Windenergie. In Prötzel wolle man mit dem Projekt räumlich an den bestehenden Windpark andocken und Randbereiche nutzen. Im nördlichen Segment Richtung Sternebeck seien auf 105 Hektar fünf Anlagen vorstellbar, zwei in der südlichen Ergänzung auf 20 Hektar bei Prädikow. In der Realität könnte aus diesen maximal sieben durch diverse Einschränken eher eine Zahl von vier plus eins werden, sagte Werner.

In der sogenannten „Weißflächenanalyse“ sei die Firma auf diese Areale gestoßen. Es gehe dabei um Flächen, die keine Schutzgebiete seien oder aus anderen Gründen nicht für Windkraftnutzung in Betracht kämen – sowie mindestens 1000 Meter von der nächsten Wohnbebauung entfernt liegen. ENP gehe es, wie Lutz Werner betonte, um „möglichst frühzeitige Einbeziehung der Öffentlichkeit“, einen „Dialogprozess“ und gutes Miteinander mit der Gemeinde. Diese war nicht nur durch Bürgermeisterin Simona Koß und Barnim-Oderbruchs Amtsdirektor Karsten Birkholz vertreten. Auch etliche Gemeindevertreter saßen mit im Raum.

Widerstand gegen Windkraftanlagen im Wald

Besonders negativ kam bei den meisten Anwesenden an, dass einige der Anlagen im Wald stehen sollen. Da nützte es wenig, dass Werner erläuterte, dass nur „minderwertiger Nutzwald“ für die Windräder gerodet und als Ausgleich an anderer Stelle, ausdrücklich im Gemeindegebiet, ökologisch hochwertigerer Mischwald neu aufgeforstet werden solle. Die Waldbilanz werde damit am Ende, obwohl pro Windrad generell 0,46 Hektar und bei Errichtung gar rund das Doppelte an Fläche benötigt würden, sogar positiv sein, sagte er. „Erst aber einmal fallen Bäume, und die anderen müssen nachwachsen“, wurde ihm von Zuhörern erwidert. Und selbst „minderwertiger Nutzwald“, hieß es, habe eine ökologische Wirkung. Verwiesen wurde zudem von Ex-Bürgermeister Rudolf Schlothauer auf den Seeadler als besonders schützenswerte Art.

Schon vier Prozent Fläche für Windkraft gebunden

„Ortschaften sollen nicht umzingelt werden“, erinnerte Schlothauer an die auch mit verstärktem Windkraftausbau geltenden Vorgaben von Land und Bund. Beifall gab es wiederholt für Wortmeldungen, die unterstrichen, dass Prötzel seinen Beitrag für die Energiewende längst übererfüllt habe. „Wir liegen bei der Windkraft aktuell bei 4,06 Prozent“, warf Bürgermeisterin Simona Koß ein – das ist rund das Doppelte jener 1,8 beziehungsweise 2,2 Prozent an Fläche, die das Land Brandenburg dafür bis 2027 und 2032 zur Verfügung stellen will. Andreas Schröck, Gemeindevertreter aus Prädikow, hatte errechnet, dass die Kommune mit bislang 30 MW installierter Leistung theoretisch „ganz Märkisch-Oderland und Frankfurt“ mit dem so erzeugten Strom versorgen könne: „Es reicht wirklich!“

Kein zugkräftiges Argument waren zur Einwohnerversammlung die 0,2 Cent pro Kilowattstunde, die als finanzielle Vergünstigung an die Gemeinde fließen und die, so Werner, auch ohne Abzüge über Amts- und Kreisumlage „direkt im Prötzeler Haushalt“ landen würden. Im Zuge des notwendigen Brandschutzkonzeptes könnten zudem darüber hinaus die örtlichen Feuerwehren unterstützt werden.

Viele Unterschriften übergeben

Gemeindevertreterin Heidi Leppin übergab an die Bürgermeisterin eine Unterschriftenliste aus Sternebeck, auf der sich 128 von dort 161 Einwohnern gegen weitere Windräder aussprechen. Harnekops Ortsvorsteherin Carola Damaszek steuerte zwei Listen mit 81 und 35 Unterschriften bei. Das klare Stimmungsbild des Abends nahmen die anwesenden Kommunalpolitiker bereits für die Gemeinderatssitzung am 20. November mit, wenn das Thema auf der Tagesordnung stehen wird. Lutz Werner äußerte zum Schluss das Bekenntnis, ENP wolle „nicht mit der Brechstange vorgehen“ und etwas gegen eine Gemeinde durchsetzen, die das eindeutig ablehnt.

Derweil will Simona Koß, die auch SPD-Bundestagsabgeordnete ist, das Thema mit kommunalpolitischer Rückendeckung in die bundespolitischen Debatten mitnehmen. Prötzel, betonte sie in einer Pressemitteilung vom 8. November, habe nicht nur bislang sein Soll schon übererfüllt. Derzeit gebe es Windprojekt-Anfragen für weitere 4,8 Prozent der Gemeindefläche. Hinzu kämen drei vorbereitete Photovoltaik-Projekte auf 225 Hektar, das seien nochmals 2,61 Prozent.

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