Honigbienen – Wildbienen – Windräder

Brigitte Koster

Ein Beitrag auf der 2. Informationsveranstaltung der BI am 26.03.2023, Gut Sarnow

Der Begriff Bienensterben, der die letzten Jahre in aller Munde ist, wird häufig
missverstanden und meist allein auf Honigbienen bezogen. Das Bienensterben
bezieht sich jedoch im Wesentlichen auf das Sterben von Wildbienenarten.


Honigbienen


Die heutige Honigbiene ist eine aus dem Wald stammende domestizierte Art und das
drittwichtigste landwirtschaftliche Nutztier in Deutschland. Von Natur aus hatten
Honigbienen ihre Nester in hohlen Bäumen gebaut und ihre parallel ausgerichteten
Waben waren an der Decke der Baumhöhle befestigt. Auf diesen Waben befindet
sich die Brut und die Vorräte in Form von Pollen und Honig. Dieses Prinzip erhält der
Imker für seine Bienen in der Beute. Mit ausreichend Nahrung ausgestattet kann ein
Honigbienenvolk den Winter überstehen, ehe es im nächsten Frühjahr Nahrung in
Form von Pollen und Nektar sammeln kann. Dadurch kann ein Volk mehrere Jahre alt
werden. Zur Kommunikation nutzen die Bienen verschiedene Kanäle.: Duftstoffe,
sogenannte Pheromone, Geschmack und auch Geräusche. Wesentlich ist jedoch die
Kommunikation über elektrostatische Felder und Schwingungen.
Bekannt ist u.a. der Schwänzeltanz und der Rundtanz mit Hilfe dessen in den Stock
zurückfliegende Bienen ihren Schwestern die Entfernung, die Lage, die Art und
Ergiebigkeit einer Nahrungsquelle mitteilen.

Es liegt nahe, welche große Bedeutung für die Effektivität der Nahrungssuche diese
Sprache der Honigbienen hat. Die Frequenz, die dabei von den Bienen erzeugt wird,
liegt bei 10 – 15 Hz. Ich denke, dass der von Windkraftanlagen emittierte Infraschall
von 0,1 bis 20 Hz diese überlagert und somit die Kommunikation im Bienenstock
massiv stört. Nach meinem Verständnis besteht die Gefahr, dass dies die Effektivität
beim Sammeln von Pollen und Nektar massiv verschlechtert.

Eine besondere Gefahr sehe ich bei der Überwinterung. Wenn die Temperaturen im
Winter zurückgehen zieht sich das Bienenvolk zu einer Bienentraube, einer Kugel, im
Stock zusammen, reduziert den Stoffwechsel, zieht keine bzw. ganz wenig Brut auf
und muss infolgedessen auch die Kerntemperatur nicht mehr auf 35 Grad halten.
Wird diese Winterruhe gestört, verfällt ein Bienenvolk in Unruhe, was einen höheren
Futterverbrauch zur Folge hat. Höherer Futterverbrauch belastet dann den Darm der
Bienen, was dazu führt, dass die Bienen im Winter ausfliegen, um abzukoten.
Schlimmstenfalls koten die Bienen im Stock ab, was das ganze Volk zusätzlich stark
belastet. Ein Abkoten im Stock ist bei der Hygiene eines Bienenvolkes eine enorme
Infektionsgefahr.
Der von Windenergieanlagen ausgesendete Körperschall beunruhigt die
Bienenvölker massiv und gefährdet sie. Das Ausfliegen im Winter bringt den natürlichen Kreislauf der Bienen durcheinander, sie verklammen und sterben, weil sie nicht mehr fliegen können.


Wildbienen


Wildbienen ist eine Sammelbegriff für sehr unterschiedlich lebende Arten, von
denen weltweit etwa 20 000 bekannt sind, in Deutschland leben knapp 600. Der
Begriff der Wildbiene ist kein wissenschaftlicher Begriff, sondern dient lediglich der
Abgrenzung zum Haustier Honigbiene.
Was Windkrafträder für Auswirkungen auf das Leben sowohl der Wild- als auch
Honigbienen haben, ist aktuell in keiner wissenschaftlich fundierten Untersuchung
bekannt. Ich bin leidenschaftliche Imkerin und keine Wissenschaftlerin und kann
daher heute allein aus meiner Liebe zu Bienen meine Gedanken und Empfindungen
darlegen. Windkraftanlagen verändern die Diversität der Pflanzenlandschaft.
Wildbienen sind auf eine Vielfalt von Blüten angewiesen. Veränderte Flora nimmt
Wildbienen die Lebensgrundlage. Die Auswirkung von Schallwellen auf die
Kommunikation auch von Wildbienen ist völlig unklar.

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