Wenn Landwirte von Solarparks verdrängt werden

Ein lesenswerter Beitrag der MOZ vom 08.06.2023

https://www.moz.de/energiewende-wenn-landwirte-von-solarparks-verdraengt-werden-70837515.html

Geht es nach Wirtschaftsminister Habeck (Grüne), soll die Hälfte des Ausbaus der Solarenergie auf dem Land erfolgen.
Doch die Pläne sind selbst in seiner eigenen Partei umstritten.

Bis 2030 soll der Anteil von Ökostrom aus Wind und Sonne auf 80 Prozent steigen. Derzeit ist es etwa die Hälfte. Der jährliche Ausbau der Photovoltaik (PV) soll deshalb bis 2030 verdreifacht werden – laut Solarstrategie von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) je zur Hälfte auf Dächern und auf Freiflächen.
Der Plan, der derzeit in der Bundesregierung diskutiert wird, ist allerdings selbst in Habecks eigener Partei umstritten. Die grün geführten Ministerien für Umwelt und Landwirtschaft haben Bedenken, dass die Hälfte der Solaranlagen auf dem Land entstehen soll. Sie befürchten eine Verschärfung der Flächenkonkurrenz, die vor allem zulasten von Bauern und Natur gehen würde.

„Der ländliche Raum darf nicht verbaut werden, um für die Städte Strom zu produzieren“
Laut Deutschem Bauernverband (DBV) werden täglich 55 Hektar Fläche zugebaut. Würde der Ausbau der Photovoltaik wie
geplant zur Hälfte auf Freiflächen erfolgen, wäre bis 2030 mit einem Flächenverlust für die Landwirtschaft von 80 000 Hektar oder 20 Hektar pro Tag zu rechnen. „Der ländliche Raum darf nicht verbaut werden, um für die Städte Strom zu produzieren“, so DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz fordert, dass maximal ein Drittel der benötigten Module auf Freiflächen gebaut werden darf.

Nach Ansicht des Umweltbundesamtes würde eine Konzentration des PV-Ausbaus auf Dächer jedoch zu lange dauern und wäre zu teuer. Investoren bevorzugen daher Wiesen und Äcker. Das jedoch führt dazu, dass die Bodenpreise steigen, während gleichzeitig Energie lukrativer ist als Landwirtschaft. Laut Thünen-Institut kann der Gewinn bei Freiflächen-PV mehrere Tausend Euro pro Jahr und Hektar betragen, in der Landwirtschaft sind es im Schnitt 500 Euro. Die Folge: Landwirte und ihre Ackerächen werden durch Solarparks verdrängt.

Diese Entwicklung könne letztlich dazu führen, dass die Akzeptanz von Solaranlagen schwinde und sie ähnlich wie
Windkraftanlagen bekämpft würden,
warnt der DBV. Als Kompromisslösung verweist das Wirtschaftsministerium auf die AgriPV, die Landwirtschaft und Energiewirtschaft zusammenführen soll. Der DBV befürworte zwar diese Pläne, so Krüsken. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen werde die Agri-PV aber ein Nischenmarkt bleiben.

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